Wie man den Alltag als Führungstandem effizient meistert, hängt stark davon ab, für welche Art von Doppelspitze oder Tandem man sich entscheidet. Grundsätzlich lassen sich zwei Varianten unterscheiden: Das Spezialisierungs-Tandem und das "echte" Tandem.
Varianten des Tandems
Das "echte" Tandem
Die beiden Tandempartner sind inhaltlich in allen Themen gleichermaßen involviert.
Das Spezialisierungs-Tandem
Die beiden Tandempartner teilen die Themen und/oder Mitarbeiter unter sich auf, so dass jeder sich auf bestimmte Themen spezialisiert.
Im Alltag wird kein Tandem jeweils eine der beiden Varianten zu 100% leben, sondern es wird immer eine Mischung aus beiden Varianten sein. Die Frage ist jedoch, welche Variante verfolgt man als Tandem überwiegend? Nach unserer Erfahrung kann es darauf nur eine Antwort geben, nämlich das "echte" Tandem.
Warum das "echte" Tandem?
Die Antwort liegt auf der Hand, wenn man sich nochmals die Vorteile des Führens als Tandems vor Augen hält. Der Vorteil schlechthin ist die Funktion des Sparringpartners, die Betrachtung des Problems aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Dieser Vorteil kommt umso weniger zum Tragen, je stärker man sich als Tandem spezialisiert. Auch die Möglichkeit zur gegenseitigen (gegebenenfalls plötzlichen) Vertretung wird bei einer Spezialisierung abgeschwächt. Bei Tandems, die zugleich auch eine Reduktion ihrer Arbeitszeit umsetzen, führt das Spezialisierungstandem zudem eher dazu, dass man als Führungskraft die gleiche Arbeit für weniger Gehalt erbringt. Zu verlockend ist es, anberaumte Meetings während der eigentlich freien Zeit doch anzunehmen oder "mal eben kurz zu telefonieren", um eine offene Frage noch in dieser Woche zu klären. Bei einem echten Tandem ist diese Gefahr geringer, weil der Tandempartner das Meeting oder das Telefonat wahrnimmt.
Wochenplanung
Wir leben ein Modell als echtes Tandem, bei dem beide Tandemführungskräfte ihre Arbeitszeit auf 30 Stunden die Woche reduziert haben. Zur Umsetzung haben wir unsere Woche wie folgt organisiert:
- Wir sind jeweils von Montag bis Mittwoch bzw. von Mittwoch bis Freitag im Büro, haben also mittwochs einen gemeinsamen Tag im Büro (das wir uns im Übrigen logischerweise teilen)
- Der Mittwoch beginnt mit einem zweistündigen Terminblock, den wir zur Übergabe und Abstimmung nutzen
- Freitagnachmittag oder Montagmorgen (je nachdem wie es besser passt) gibt es einen weiteren Abstimmungstermin per Telefon
- Unser Abteilungsmeeting mit all unseren Teamleitern findet mittwochs an unserem gemeinsamen Tag statt. Daneben gibt es fixe Termin für Einzelgespräche mit unseren Teamleitern - diese finden abwechselnd mit einem von uns statt
- Am Bereichsmeeting unseres Chefs mit all seinen Abteilungsleitern nehmen wir in der Regel beide teil. Diejenige, die von uns beiden an diesem Tag nicht im Büro ist, wählt sich telefonisch ein. Das Einzelgespräch mit unserem Chef nimmt wahr, wer an diesem Tag im Büro ist
- An Strategie-Meetings und Offsites nehmen wir in der Regel beide teil
- Für alle anderen Termine gilt: Wer an diesem Tag im Büro ist, nimmt ihn wahr
Kommunikation
Die folgenden Gepflogenheiten haben sich bei uns in Punkto Kommunikation bewährt:
- Wir sitzen selten am Schreibtisch, weshalb wir in der Regel über das Handy und nicht per Festnetz erreichbar sind. Anfangs hatten wir uns überlegt, Geschäftspartner nur noch unsere Festnetznummer mitzuteilen und das Festnetz jeweils auf das Handy der "Diensthabenden" umzuleiten. Dieser Schritt hat sich jedoch als nicht notwendig herausgestellt, da sich die Geschäftspartner sehr schnell an unser Modell gewöhnt hatten und sich gleich beim jeweils Diensthabenden auf dem Handy gemeldet haben. Falls dies einmal nicht der Fall ist, wird per Message informiert
- Wir haben gegenseitigen Lese-Zugriff auf unsere Email-Konten. Allerdings benötigen wir diesen Zugriff so gut wie nie. Ähnlich wie beim Telefonieren haben sich unsere Geschäftspartner schnell an unser Modell gewöhnt und adressieren Emails an beide von uns
- Wir haben gegenseitigen Lese- und Schreibzugriff auf unsere Kalender und dieser hat sich absolut bewährt
Viele Wege führen nach Rom - Einen Kompass sollten Sie aber schon dabei haben!
Wir haben Ihnen oben beschrieben, wie wir unseren Alltag als Tandemführungskräfte organisieren. Für uns funktioniert es in unserer gegenwärtigen Situation und bei den Anforderungen an unsere Stelle so am besten. Aber natürlich gibt es eine Vielzahl an Alternativen, die genauso gut funktionieren können oder für Ihre Stelle sogar besser passen können. An diesen paar Fixpunkte sollten Sie sich aber orientieren:
- Planen Sie feste Übergabetermine ein! Halten sie an diesen fest, gerade und vor allem auch in hektischen Phasen. Alles andere rächt sich.
- Stecken Sie gemeinsam Ihre rote Linien ab. D.h. legen Sie Termine fest, die sie immer gemeinsam wahrnehmen möchten. Legen Sie weiter fest, welche Entscheidungen sie immer gemeinsam treffen möchten.
- Definieren Sie gemeinsam Ihre Prioritäten und gleichen sie diese immer wieder ab.
Haben Sie weitere Tipps und Tricks?
Wie gestalten Sie Ihren Alltag als Doppelspitze? Welche Tools helfen Ihnen, Ihr Co-Leadership Modell umzusetzen?